Barbie is back, und zwar auf der großen Kinoleinwand, verkörpert von Margot Robbie als Real-Life-Puppe. Im Filmcasino waren zahlreiche Gäste pink und rosa gekleidet, und eine zweite Vorstellung war organisiert worden, da die erste binnen kürzester Zeit ausverkauft war. Die Preview & Barbie Night war ein voller Erfolg.

„My name is Barbara not Barbie!”

Mein persönliches Highlight war die Live-Performance der Band „Cousines like Shit“. Die zwei Ladies präsentierten vor der Premiere des Films ihren Song „Barbie“, der mit Textzeilen wie „You reduce me to my body – but I’m so much more“ oder „You call me Barbie – but my name is Barbara!” überraschte. Tatsächlich lautet Barbies voller Name Barbara Millicent Roberts, wie mir die Musikerinnen im Interview verrieten. Bahati: „Wie seid ihr 2018 auf die Idee gekommen, einen Barbie-Song zu schreiben?“ Cousines like Shit: „Wir haben uns zusammengesetzt und wollten einen Song über Barbie schreiben. Dieser Song ist für uns eine Art Aufbrechen der patriarchalen Strukturen. Den Frauen wird gesagt, wie sie zu sein haben, oder sie werden aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes vorverurteilt und darauf reduziert. Für uns ist Barbie so viel mehr als nur eine Plastikpuppe.“

© Christina Noélle

Wer die Band „Cousines like Shit” auch gerne einmal live erleben möchte, hat zum Beispiel am 28. Juli beim Popfest Wien die Gelegenheit dazu.

Ein weiteres Highlight waren die „Special Barbie Cocktails“ an der Cinebar, die passend zum Film natürlich pink leuchteten!

BARBIE-COCKTAIL. © Christina Noélle

Mein Resümee zu Barbie und dem neuen Film

Eines gleich mal vorweg, ich gehöre zu der Minderheit, die andere Filme von und mit Greta Gerwig – noch – nicht kennt. Mein Plan ist es, „Lady Bird“ und „Little Woman“ demnächst anzusehen. Auch ich habe als kleines Mädchen mit Barbie-Puppen gespielt. (Zu viel, wie meine Mutter meint.) Auch heute ist meine Lieblingsfarbe immer noch rosa. Ich trage gerne blonde Perücken, und ich spiele mit dem Gedanken, mich eines Tages einer Schönheitsoperation zu unterziehen, die sich „Brazilian Butt Lift“ nennt. Fettpölsterchen, beispielsweise am Bauch, werden abgesaugt, und das gewonnene Fett wird gezielt im Po wieder eingebracht. Dass dieser Eingriff zu den gefährlichsten Operationen überhaupt zählt, sollte mich abschrecken. Trotzdem gefällt mir die Vorstellung eines „perfekten Körpers“ mit einer super schmalen Taille und einem runden Gesäß. Genau wie Barbie! Wie oft habe ich meine Plastikpuppen aus- und angezogen und es gefiehl mir, wenn das Outfit farblich zusammenpasste inklusive der High Heels, und die diversen Stoffe sich an die „anatomisch unmöglichen“ Maße meiner Puppen anschmiegten. Barbies haben zudem eine große Oberweite, aber keine Nippel. Warum eigentlich? Nippel gehören zu der weiblichen Brust wie das Amen im Gebet.


Alles neu bei Barbie?

Was hat sich verändert, seit die erste blonde Barbie-Puppe 1959 mit endlos langen Beinen, bekleidet mit einem Badeanzug, von dem US-amerikanischen Spielzeug-Konzern Mattel präsentiert wurde? Die Barbie-Puppen sind jetzt vielfältiger geworden. So gibt es laut Webseite von Mattel mittlerweile 35 Hautfarben, 97 Frisuren, 9 Körperformen und mehr, zum Beispiel Barbies im Rollstuhl oder auch Barbie-Puppen mit Trisomie 21. Die Hauptrolle der bekanntesten Puppe der Welt in dem ersten Live-Action-Film spielt Margot Robbie. Denn die Haupt-Barbie soll auch 2023 blond und schlank sein. Die anderen Barbies und Kens sind zwar mitunter divers, spielen aber nur Nebenrollen. In „Barbieland“ ist alles pink, und in Führungspositionen findet man ausschließlich Barbies. Schockiert muss Barbie in der realen Welt feststellen, dass hier das Patriarchat allgegenwärtig ist. Auch wird sie auf offener Straße sexuell belästigt, ein Mann wird handgreiflich, doch sie schlägt wortwörtlich zurück. Die nächste Szene zeigt Barbie und Ken als Straftäter*in bei der Polizei. Im Kinosaal bricht großes Gelächter aus und ich frage mich: Bin ich die Einzige, die das jetzt nicht lustig findet? Statt Beistand und Hilfe erfährt das Opfer Anklage und Beschuldigung. Der Fachausdruck hierfür lautet Täter-Opfer-Umkehr. Vielleicht gehe ich mit dem Film zu hart ins Gericht, aber in mir hinterlässt der Film „Barbie“ einen bitteren Nachgeschmack. Ich frage mich: Was ist die Botschaft des Films, oder braucht er als „Gesellschaftssatire“ gar keine? Der Film macht – manchmal humorvoll – darauf aufmerksam, dass wir noch immer in einer männerdominierten Welt leben. Danke Barbie, aber das wusste ich auch schon bevor ich den Film mit Dir gesehen habe.

Beitragsbild: © Christina Noélle