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Uschi Fellnerlook into my life

Uschi Fellner | 09.02.2023

Kolumne by Uschi Fellner

Kinder, Kinder! Das Leben ist ganz schön spannend.

Vier Kinder und aktuell fünf prachtvolle Enkelzwerge zu haben bedeutet nicht, dass man von Erziehung eine Ahnung hat. Häufig werde ich gefragt, was man in bestimmten Situationen (Kind weigert sich, in den Kindergarten oder die Schule zu gehen) denn so machen soll. 


Ehrlich gesagt: I don’t know. Am besten bin ich immer damit gefahren, wenn ich authentisch geblieben bin:
Ich: „Warum willst du heute nicht in die Schule?“ Kind: „Weil ich nicht mag!Ich: „Warum magst du nicht?“ Kind: „Weil ich müde bin.“ Ich: „Das bin ich auch. Legen wir uns gemeinsam wieder ins Bett und schlafen eine Runde.“ Kind: Aber du musst doch arbeiten ...“ Ich: „Egal, du musst ja auch in die Schule. Wir legen uns jetzt den ganzen Vormittag ins Bett.“ (Ausgedehntes Gähnen meinerseits.) Kind (rollt die Augen): „Okay, gehen wir halt.“ Ich: „Ins Bett?“ Kind (aggressiv): „In die Schule!


Funktioniert leider nur bei unter Achtjährigen. Funktioniert nie, wenn man es sehr eilig hat. Dann hilft ein scharfes „Du gehst jetzt gefälligst dorthin ODER ...“ Theoretisch jedenfalls. Praktisch bin ich die Frau, die nach einem hingeschmetterten ODER leider nicht mehr weiterweiß. ODER WAS?
Sanktionen zu setzen ist mittlerweile ein sensibles Unterfangen. Unsereins wurde in der Schule noch in die Ecke gestellt und musste zehnmal „Ich soll nicht schwätzen, sonst muss meine Mama zur Frau Direktor kommen“ ins Mitteilungsheft schreiben.
Wer seiner zwölfjährigen geliebten Brut heute strafweise zwei Stunden das Handy abnimmt, der riskiert eine psychische Störung (auch bei sich selbst, den Terror hält ja keiner aus).Doch es kommt ja sowieso immer anders, als man denkt.

Dass mein jüngster Sohn nicht der zurückhaltende Mensch ist, zu dem ich ihn gerne erzogen hätte, wurde mir recht deutlich klar, als ich ihn vor vielen Jahren einmal in den Kindergarten brachte. Damals gab er einer wildfremden Frau, die ihrer kleinen Tochter ahnungslos die Schuhe auszog, einen Klaps aufs Hinterteil und schob ein beschwingtes „Hallo, Arschgeige!“ nach.


Mann, ist so was peinlich. Abgründe tun sich auf. Man stammelt wortreiche Entschuldigungen und fahndet still nach dem fatalen Auslöser (Fernsehen?), der den Rabenbraten zur Entfaltung brachte. Und beschließt am Ende, der guten Arschgeige, äh, Frau ein paar Blümchen zu besorgen. Ohne Frage wird sie jeder Mutter, die’s nicht wissen will, erzählen, dass Frau Fellner leider nur bedingt in der Lage ist, ihre Kinder zu rechtschaffenen Menschen zu erziehen.

Falls Sie jetzt einen fatalen Eindruck von mir haben: Es ging immer noch schlimmer bei uns daheim. Heutzutage werden die Kinder ja auch immer früher reif. Also am Thema Bienen und Bestäubung und so interessiert. 
Einer meiner Söhne wollte mit sechs Jahren zum ersten Mal heiraten, eine Fünfjährige namens Tiffany. Mit einem solchen Schwiegertochter-Namen kann man tüchtig angeben, ich förderte die Beziehung also nach Kräften. Als die angepeilte Gattin einmal wieder zum Spielen bei uns war, erwischte ich die beiden kichernd im Kinderbett. 


„Wir spielen verliebt!“, rief das Paar, als ich starr vor Schreck die Decke wegzog, unter der Tiffany vollständig bekleidet und mein Sohn im Batman-Kostüm lag. „Ja, und wie hast du reagiert?“, fragte mich später argwöhnisch Tiffanys Mutter. Mein Gott, wie schon!? Man sagt: „Wollt ihr einen schönen Kakao und ein paar Gummibärlis? Dann kommt doch zu mir in die Küche.“ Und dann geht man halt wieder.


Fast ein Jahr lang führten Tiffany und mein Sohn ein harmonisches Leben, mit allen Ups and Downs einer normalen Partnerschaft. Kennt man ja!


Die Verlobung wurde annulliert, als sich Tiffany mit sieben Jahren in Tassilo verliebte, mein Sohn einer Ehe zu dritt eher skeptisch gegenüberstand und deshalb beschloss, Mädchen blöd zu finden.


Ich finde das bis heute schade, denn das Reihenhaus, das zwischen unserem und Tiffanys Wohnhaus stand, wäre damals frei geworden. Ich nehme an, die zwei Verliebten wären mit spätestens acht Jahren dort gemeinsam eingezogen.
Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert. So sehe ich das – bis heute!

Bild 2101_W_USCHI_UNTERSCHR.jpg
USCHI FELLNER, HERAUSGEBERIN UND CHEFREDAKTEURIN