Julia Schweiger | 21.08.2016
Vom Fasten-Detox-Yoga-Spiel
Samstag Mittag. Die zweite Augusthälfte hat gerade angefangen. Und ich plane – wie schon so oft um diese Jahreszeit – einen Umzug (siehe dazu "Yoga-Anfänge, Umbrüche und die Sache mit Ende August", 2014).
Gerade frisch von einer mehrwöchigen Reise nach Thailand und Malaysien zurück gekehrt, steht also nächste Woche gleich eine weitere an, diesmal aus Penzing nach Floridsdorf.
Der Schwung aus dem Urlaub ist noch frisch. Er war ein Abenteuer mit köstlichen Ingredienzen: kaum geplant, vieles spontan entschieden, ein völlig neues Umfeld. Das hat einiges in mir aufgewühlt und durcheinander gewirbelt. Jetzt setzt es sich schön langsam wieder....und ich beobachte gespannt, welches Bild sich ergibt, wenn alle Teile wieder ankommen.
„Die Reise mit dem Inneren Kind“ habe ich die letzen paar Wochen in Asien für mich genannt. Sprich, ich habe besonders achtsam darauf gehört, was ich wirklich möchte, was sich lebendig anfühlt und was eng und gezwungen. Dabei habe ich versucht, so wenig wie möglich zu urteilen, und einfach mal dem Inneren Kind das letzte Wort zu lassen.
So hat es schon am Flughafen in Dubai mit dem streichen des Wörtchens „sollte“ angefangen. Und so ist es weiter gegangen. „Mit der Ernsthaftigkeit eines Kinder beim Spielen“ (Heraklit) habe ich das überwältigende Gewusel von Bangkok erkundet, inklusive Last-Minute Motorradtaxi (ohne Helm, mit riesigem Tramperrucksack am Rücken, durch die dichten Strassen during Rush Hour – gut, dass meine Mutter nicht alles weiß!) zum Bahnhof. Im Norden Thailands dann ein Wiedersehen mit meinen Aya Bros Jeff & Pete, die ich vor fünf Jahren bei einem Ayahuasca Retreat im Regenwald von Peru kennen gelernt habe. Fünf Tage kulinarische Streifzüge, weitere Motorradabenteuer, Tempel, Jungle, Massagen und Elefanten..... Mein Inneres Kinder hatte eine richtige Gaudi!!
Und dann die nächste Entscheidung. Auf welche Insel und was tun?
Ich habe mich an einen Ort erinnert, den mir ein paar Leute in Wien und davor schon in den USA empfohlen hatten. The Sanctuary Thailand auf Koh Phangan. Eine kleine Bucht nur per Boot erreichbar, viel Yoga, vegetarische und vegane Küche, Spa, Fasten & Detox Kuren.... Hm. Irgend etwas hat mich hin gezogen. Fasten & Detox. „Waaaaaaaas?!?!? Fasten im Urlaub? Du spinnst ja!“ Mein Inneres Kind (IK). Ich: „Du hast ja recht, aber etwas sagt mir, dass es meinem Körper gut tun würde, mal eine Auszeit zu nehmen.“
IK: „Nicht mit mir! Ich will jetzt weiter genießen und spielen! So!“ Ich: „....Du hast ja recht..... Dann lass uns mal schauen, was man auf den Inseln sonst noch so machen kann, okay?“ IK: „Okay.“ …........ IK: „Na gut, von mir aus halt Fasten & Detox“. Ich: „Was? Wie jetzt? Du wolltest doch genießen!“ IK: „Ja. Aber Fasten klingt auch spannend.“ Ich: „Bist du sicher? Ganz sicher?“ IK: „Yep. Los! Ich bin schon neugierig!“
Nicht zum ersten Mal habe ich erlebt, dass, sobald ich meinem Inneren Kind die Freiheit gebe, zu tun, was es möchte, es plötzlich ganz zufrieden dem zustimmt, was seinen Wünschen davor im Weg zu stehen schien. Ich muss es aber ganz ehrlich meinen mit der Freiheit und ganz loslassen. Nur dann kann das geschehen.
In diesem Fall also war es das Go Ahead für 10 Tage im Sanctuary. Davon 5,5 Tage Fasten. Unter der humorvollen Leitung von Mr. Moon und seinem Team, das auf 16 Jahre Fasten-Erfahrung zurück blickt, im angenehmen feucht-warmen Klima, bei dem man sowieso viel weniger Hunger hat, mit herrlichen Spa Treatments, regelmäßigen Steam Baths, Yoga zur Untertstüzung der Detox-Prozesse und zur Stärkung des Körpers sowie abendliche Meditationen inkludiert im Package, waren die Tage eine Mischung aus Überwindung, Genuss, Selbstreflexion und Gesprächen mit anderen Fastenden, deren Inhalt nur in diesem Umfeld möglich war: “Did you have a bowel movement this morning? What did it look like? Did you have that stringy stuff in there or was it....“, “I was swimming in the sea this morning. Gosh, the salt water was the highlight of the day.“, “During the wheat grass colonic this morning, the liquid felt hot when it was flowing out of me. Did anybody else have this experience?“ etc.
Meine Fasting Buddies aus allen Teilen der Welt waren zwischen 18 und 73 Jahre alt. Für manche war es das erste Mal, für manche schon das vierte Jahr in Folge. Einige hatten sich aus gesundheitlichen Gründen für das Fasten entschieden, andere als Präventionsmaßnahme. Manchen ging es in erster Linie um Gewichtsabnahme, anderen mehr um Entgiftung. Für manche war das Überwinden der mentalen Barriere, mehrere Tage nichts zu essen, zentral. Für andere war regelmäßiges Fasten so etwas wie der alljährliche Frühjahrsputz.
Für mich war es ein großes Experiment. Während der 10 Tage habe ich parallel zum Fasten mehrere Abdominale Massagen machen lassen. Mein Bauch hatte sich seit Monaten immer wieder hart angefühlt und manchmal fast so, als würde er gar nicht richtig zu mir gehören. Während der teils sehr schmerzhaften Massagen haben sich so einige Knoten und Verspannungen gelöst und das Chi konnte wieder freier in Regionen fließen, die zuvor energetisch unterversorgt waren. Mein Bauch konnte also auf mehreren Ebenen gleichzeitig loslassen und entgiften. Die Sensibilität, die dadurch entstanden ist, wirkt noch immer nach, und ich achte bewusster darauf, was ich meinem Körper zuführe und zumute.
Tja, und nach 5,5 Tagen Psyllium/Clay shakes, Kräuterkapseln, Darmspülungen, vielen Litern Wasser und Tee...... dann die erste Mahlzeit – eine Schüssel Papaya! Oh was für ein Hochgenuss!!! Am nächsten Tag dann die erste leichte Suppe, gedünstetes Gemüse, am Tag drei die ersten Kohlenhydrate, am Tag vier das erste Eiweiß.... sachte, köstlich! Jede Mahlzeit eine Gaumenfreude! Als ich eine Woche später in Kuala Lumpur den ersten Bissen warmen Butter Naans (dünnes indisches Fladenbrot) probiert habe, sind mir fast die Tränen gekommen vor Genuss! Ein regelrechter Taste Buds Orgasm. Allein schon wegen dieser Erfahrung, wie köstlich Essen schmecken kann, hat sich das Fasten ausgezahlt!
Nach der Sanctuary Experience, leichter (in mehrerlei Hinsicht), klarer und voll Energie, ging die Reise dann noch ein bisschen weiter. Dabei habe ich an jedem Ort ein Yogastudio ausfindig gemacht, und zwar nicht nur wegen der Yogastunden, sondern auch als Orientierungspunkt. Von anderen Yogis kommen oft die besten Tipps zu vegetarischen oder veganen Restaurants, nachhaltig und lokal produzierten Waren, Unterkünften mit einem guten Vibe etc. Im geschäftigen Thong Sala habe ich so z.B. im Siam Healing Center eine der forderndsten Vinyasa Stunden bei Marta Metrass aus Portugal mit gemacht und den besten Healthy Kitchen Tipp in Town erhalten. Meine erste Bikramstunde ever habe ich im True Fitness Kenanga in Kuala Lumpur überstanden und danach einen tollen Hinweis auf ein feines Ausflugsziel außerhalb der Stadt gekommen, die 'Yin Transforms Yoga' Stunde bei Lek Kittikunadul im Wild Rose Yoga in Chiang Mai hat Lust auf mehr gemacht – und siehe da, Lek ist im September in der Schweiz....
Auch Yoga war übrigens Teil des Deals mit meinem Inneren Kind. Nachdem ich seit über 6 Jahren das ganze Jahr über unterrichte, habe ich es meinem Inneren Kind frei gestellt, ob es im 'Urlaub' Yoga (Asana-Praxis) machen will oder nicht. Zu meiner Überraschung hat es nach ein paar Tagen 'Auszeit' dann mit viel Freude und Neugier die vielen verschiedenen Yoga-Stunden im Sanctuary und an allen möglichen anderen Orten genossen und viele Inspirationen mitgenommen.
Ob oder wie ich diese Inspirationen in meine Arbeit einfließen lassen werde, ist gerade Teil der Neuzusammensetzung des Mosaiks (siehe oben). Ich werde auch hier meinem Inneren Kind deutlich mehr Mitsprache geben als bisher. Denn wenn ich darauf höre, spüre ich eine kreative Lebendigkeit und bewege mich viel leichter im Fluss. Auch wenn der Verstand sich manchmal, naja, am liebsten an den Kopf greifen würde.
Urlaub ist natürlich eine perfekte Gelegenheit, die Achtsamkeit gegenüber dem Inneren Kind (weiter) zu entwickeln und umzusetzen. Für den Alltag habe ich mir eine kleine Übung aus der Hängematte im Sanctuary mitgenommen: jeden Tag eine halbe Stunde (am besten in den Kalender eintragen, damit das Zeitfenster tatsächlich frei bleibt) für das Innere Kind reservieren. In dieser halbe Stunde darf es bestimmen, was ich mache: zu meiner Lieblingsmusik wild abtanzen, ein Bild kritzeln, singen (gerne laut, falsch und mit Begeisterung), sich verkleiden oder etwas anziehen, mit dem ich mich sonst nicht vor die Haustür wagen würde, ein neues Stofftier kaufen und damit ausgiebig kuscheln, einen Abstecher in den Zoo machen, ein Märchen lesen, die Barbapapas auf Youtube anschauen etc. Eine halbe Stunde (gerne auch länger, aber mindestens die halbe Stunde). Ohne Urteil oder Zensur.
Mit der Zeit wird durch dieses scheinbar kindische Getue eine spielerische Energie frei, die zu kreativen und – wie Kinder eben – unvoreingenommenen Handlungen und Lösungen, neuen Ideen und Out-of-the-Box Denken führen kann. Das Kind in uns ist ein wertvoller Schatz – und dabei immer für Überraschungen gut!
In diesem Sinne, auf einen verspielt kreativen Altweibersommer! Die Ernte wird bestimmt bunt!
HINWEIS: Um diese Energie so richtig schön zu aktivieren, hier ein Tipp! Ein Yoga Wochenende mit dem Inneren Kind am Sonnenhof im Burgenland. Unter der Leitung von Yours Truly, Julia Schweiger.
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