Fashion | 17.03.2022
Frauen, traut euch mehr!
Übersehen kann man sie nicht. Und das ist gut so. Denn Martina Reuter versprüht nicht nur unbändige Lebensfreude, sie ist mit ihren stets farbenfrohen Outfits, ihrer prachtvollen Mähne und ihren 183 cm einfach ein absoluter Eyecatcher. Zudem sprudelt die 42-Jährige gleich los, wenn es um ihre Arbeit bzw. Projekte geht. „Eigentlich habe ich jetzt zwölf Jobs“, so die gebürtige Purkersdorferin, die monatlich 70 Shows auf HSE moderiert, einmal pro Woche im Frühfernsehen „Guten Morgen Österreich“ Mode-und Stylingtipps gibt – sowie auch bei etlichen Hörfunksendern wie u. a. Radio Wien, Arabella, jö.live und Antenne Deutschland. Darüber hinaus schreibt sie für die NÖN und die ORF nachlese. Und nun hat sich die leidenschaftliche Mama – Tochter Rosi ist zwölf Jahre alt, Sohn Anton neun – gleich zwei Träume erfüllt: nämlich ein Buch sowie ihre erste, exklusiv für HSE entworfene Modelinie „curvy me“. Daneben plant Reuter, die zehn Jahre Chef-Stylistin bei Pro7 war, allerdings schon wieder Neues, denn die Ideen gehen der Powerfrau nie aus. Aber alles der Reihe nach.
look!: All Ihre vielen Jobs - und nun auch noch ein Buch. Warum?
Martina Reuter: Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, weil mich ständig Leute um Ratschläge ihr Outfit betreffend fragen. Daher verfasste ich ein Konzept und suchte mir einen Verlag. Ueber-Reuter – das war Sinngebung von oben –, machte mir einen Termin aus und konnte überzeugen. In zwei Monaten war alles fertig. Und jetzt habe ich schon Pläne für das nächste Buch.
Alles selbst geschrieben?
Ich bin zwar meine eigene Managerin und handle alle Verträge selbst aus, aber das Buch habe ich nicht selbst verfasst. Während der Autofahrten – ich pendle ja regelmäßig zwischen Ismaning bzw. München und Purkersdorf – besprach ich Bänder mit all meinen Styling-Tipps und ließ diese dann abtippen.
Sie schwärmen im Buch von Elastan ...
Ich bin Gewichtspendlerin, weil ich ausgesprochen gern esse, daher kann es passieren, dass ich immer wieder einmal zunehme, obwohl ich regelmäßig laufe. In solchen Fällen wirkt Elastan Wunder, denn es dehnt sich. Und außerdem verhindert es Knitterfalten. Man braucht also nichts zu bügeln. Herrlich (lacht).
Sie raten auch zu Farben. Rot wirkt selbstbewusst, Mint, Babyblau oder Flieder lassen uns freundlicher erscheinen.
Farben beeinflussen nicht nur die Trägerin, sondern auch das Gegenüber. Habe ich einen Termin, überlege ich genau, welche Farbe ich wähle. Montags z.B. trage ich immer Rot oder Grün, Rot wirkt stark und selbstsicher, Grün hingegen beruhigt. Kräftiges Lila etwa vermittelt enorm großes Selbstbewusstsein. Das vermeide ich, wenn ich meinen Gesprächspartner nicht einschüchtern möchte. In Schwarz wird man mich so gut wie nie sehen. Warum ich meistens Kleider trage? Weil ich ein breites Becken bzw. einen großen Hintern und nur wenig Busen habe. Zudem liebe ich Kleider! In meiner Kollektion finden sich allerdings auch Hosen.
Wie viele Kleider besitzen Sie?
Rund 500, aber keines davon hat mehr als 100 Euro gekostet. Auf teure Labels lege ich keinen Wert. Internationale Designer geben zwar die Trends vor, mein Gewand kaufe ich allerdings bei Modeketten, beim Shoppingsender oder ich nähe alte Teile um. Ich habe ja die Modeschule Michelbeuern absolviert.
Sie fordern im Buch auch auf, dass Frauen zusammenhalten müssen.
Ja, weil ich einerseits so tolle Frauen kenne, andererseits aber erlebe, dass bei vielen der Neidfaktor hoch ist. Und das will ich nicht. Ich will, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Einer der Gründe, warum ich mich für das Thema Diversity einsetze. Ich esse, was ich will – Schnitzelsemmeln z. B. liebe ich –, und ziehe an, was mir Spaß macht. Und ich vergleiche mich nicht mit anderen. Jeder ist einzigartig, und das ist großartig. Mein Wunsch ist, Frauen zu inspirieren, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen zu vermitteln: „Traut Euch mehr!“
Wie funktioniert die Strumpfhose zum Aufsprühen, die Sie so preisen?
Ein wenig wie ein Selbstbräuner bzw. eine Foundation. Der Spray macht die Beine ebenmäßig, färbt nicht ab und sieht fabelhaft aus. Gibt’s übrigens auch bei HSE.
Mit dem Home Shopping Europe-Sender sind Sie sehr verbunden?
Ja, ich liebe HSE und habe mir vor kurzem auch die drei Buchstaben klein hinter mein rechtes Ohr tätowieren lassen - einfach nur, weil ich es so toll finde, dort zu arbeiten. Ich habe mich 2016 als Plus-Size-Model beworben – und wurde als Moderatorin entdeckt. Zuerst habe ich Pfannen und Klobürsten verkauft, inzwischen fast nur mehr Mode und Beauty. Aber es kann schon sein, dass ich gelegentlich auch mal wieder einen Staubsauger präsentiere (lacht).
Und nun auch die eigene Modelinie „curvy me“.
Das ist die Königsklasse, im HSE Home Shopping eine eigene Kollektion vorzustellen! Das klappte aber nicht beim ersten Mal. Ich habe viele Konzepte eingereicht, bis es endlich so weit war. Mode für Kurvige hat bisher gefehlt – und dieser Bereich wird nun abgedeckt. Inspiriert haben mich meine eigenen Lieblingsteile. Jetzt arbeite ich bereits an der dritten Kollektion. Das, was nun rauskommt, entwarf ich vor einem Jahr. Und ich musste die ganze Zeit den Mund halten. Ich bin fast gestorben! Nur meinen zwei Meerschweinchen habe ich es verraten (lacht).
Welche Größen umfasst „curvy me“?
Von Kleidergröße 40–56 sowie auch Langgrößen, damit wirklich alle Frauen fündig werden. Ich selbst trage 42 – und stehe dazu. Meine Zielgruppe sind ja nicht blutjunge Top-Models, sondern ältere Frauen mit normalen Figuren.
Was zählt letztendlich wirklich?
Dass es meinen Kindern gut geht und meiner Familie. Und dass man die Balance hält, Privatleben und Job unter einen Hut zu bringen. Man darf als Alleinerzieherin auch nicht stets ein schlechtes Gewissen haben, was mich natürlich ebenso gelegentlich plagt, aber letztendlich profitieren meine Kinder sehr davon, dass mich meine Arbeit so glücklich macht.