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Lifestyle | 05.12.2022

Future Garden

Das Familienunternehmen „Frutura“ leistet Pionierarbeit auf dem Gebiet des Obst- und Gemüseanbaus. Wir haben mit Geschäftsführerin Katrin Hohensinner über Tomaten, Klimawandel und Zukunftspläne gesprochen.

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ENGAGIERT. Vor knapp zehn Jahren hat sich Katrin Hohensinner dazu entschieden, in das Familienunternehmen einzusteigen. © Andreas Hofmarcher / Maisblau

Katrin Hohensinner brennt für das Familienunternehmen „Frutura“, welches ihr Vater Manfred, ein Landwirt, vor 20 Jahren gegründet hat – hier wird Obst und Gemüse mit Leidenschaft gelebt. Das Interview mit einer Unternehmerin, für die Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort ist.

look!: Wir sind hier im Biogewächs­ haus in Bad Blumau – sieht alles sehr futuristisch aus, erklär uns bitte ein­ mal, was das ist?

Katrin Hohensinner: Wir befinden uns auf einer Bioacker­ fläche, über die ein Gewächshaus gestellt wurde. Hier wachsen unsere Tomatenpflanzen elf Monate im Jahr, jedes Jahr im Jänner wird neu angepflanzt. Wir ernten jede Woche Rispentomaten, die vollreif sind. Erst wenn auch die letzte Tomate rot ist, werden die Rispen geerntet.

Derzeit sind die Tomatenpflanzen alle ungefähr auf derselben Höhe – wie schafft man das?

Eine Tomatenpflanze wird bei uns zwischen 10 und 12 Meter lang, aber das ganze Gewächshaus hat nur eine Höhe von circa sieben Metern – das heißt, jede Tomatenpflanze wird, wenn sie in das Gewächshaus kommt, an eine Schnur gebunden, an dieser händisch heruntergelassen und im Kreis weitergehängt. Die Blüten der Tomaten werden dann von Hummeln bestäubt und von Mitarbeitern abgezwickt, sobald sie etwas weitergewachsen sind, sodass eine Rispe immer gleich viele Tomaten hat – so können wir es ermöglichen, dass die Tomaten sehr gleichmäßig wachsen. Es steckt viel händische Arbeit dahinter, was man im ersten Moment vielleicht gar nicht vermutet. 

Wie viele Tomatenpflanzen sind in diesem Gewächshaus?

In diesem Gewächshaus, auf einer Fläche von knapp einem Hektar, haben wir 56.000 Pflanzen, die von etwa 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern täglich betreut werden.

Wann hast du dich dazu ent­schlossen in das Familienunter­nehmen einzusteigen?

Ich bin vor knapp 10 Jahren ins Unternehmen gekommen, davor wollte ich eigentlich meinen eigenen Weg als Steuerberaterin gehen. Ich hab es dann aber als Chance gesehen: Nicht jeder hat die Möglichkeit, ein Familienunternehmen weiterzu­ führen und weiterzuentwickeln. Ich hab auch großen Respekt vor der Leistung, die mein Vater erbracht hat, indem er das alles aufgebaut hat – da gehört extrem viel Mut und Fleiß dazu. Auch deshalb habe ich mich dazu entschieden einzusteigen und ich bin sehr glücklich darüber.

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VISIONÄR. Im Interview mit Uschi Pöttler-Fellner erzählt Katrin Hohensinner von ihren innovativen Plänen für „Frutura“. Die Distanzen in den Gewächshäusern sind groß, Fahrräder sind deshalb das ultimative Transportmittel. © Andreas Hofmarcher / Maisblau

Das Image der Bauern und der Landwirtschaft insgesamt hat sich in den vergangenen Jahren sehr zum Positiven geändert. Wie empfindest du diesen Umbruch?

Das freut mich enorm! Gerade Corona hat uns gezeigt, wie wichtig eine regionale Versorgung mit Lebensmitteln ist, und generell hat die Landwirtschaft Gott sei Dank wieder an Stellenwert ge­wonnen. Viele Menschen möchten jetzt auch selbst ihr Obst und Gemüse produ­zieren. Man sieht den Beruf des Land­ wirts heute anders als vor 20 Jahren, und das ist gut und wichtig so.

Mittlerweile sind es ja die Land­wirtinnen und Landwirte, die uns alle in die Zukunft tragen ...

Das sehe ich auch so. Wir brauchen die Landwirtschaft dringender denn je, auch zur Landschaftspflege. Wenn wir keine Landwirte hätten, die unsere Region instand halten, indem sie die Wiesen und Äcker bewirtschaften, würde es auf der Welt ganz anders ausschauen.

Auch der Beruf des Gärtners und der Gärtnerin wird bei euch im Unternehmen neu definiert.

Ja, ein Gärtner bei Frutura braucht sehr viele Fähigkeiten. Einerseits ein hohes technisches Verständnis, anderer­seits natürlich auch das entsprechende Gespür für die Pflanzen. Die Gärtner haben bei uns fast alles in der Hand und sind hauptverantwortlich dafür, dass wir die geplante Menge ernten. Unsere Gärt­ner sind eigentlich High­-Tech­-Gärtner, mit dem klassischen Bild des Gärtners am Feld hat das nur mehr wenig zu tun.

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"Ich bin sehr stolz, dass ich das Unternehmen meines Vaters weiterführen darf", so Katrin Hohensinner. © Andreas Hofmarcher / Maisblau

Ihr betreibt und beheizt eure Gewächshäuser ausschließlich mit der Wärme des Thermalwassers?

Genau. Unsere Geothermie­-Bohrun­gen nutzen das heiße Thermalwasser zum ganzjährigen Beheizen unserer Ge­wächshäuser – das heißt, wir heizen ohne fossile Energieträger und stattdessen nur mit der Wärme aus dem Thermalwasser.

Nun habt ihr auch das Umwelt­ und Gesellschaftsprojekt „Bio, Bienen, Apfel“ ins Leben gerufen, bei dem auch viele prominente Botschafter*innen für den Schutz der Bienen eintreten. Warum setzt ihr euch so dafür ein?

Wir merken täglich, was aktueller Klimawandel bedeutet und wie viele Bienen sterben. Für 70 Prozent aller Obst ­und Gemüsesorten braucht man die Bienen aber zum Bestäuben, sonst wachsen keine Früchte. Sie sind also auch extrem wichtig für unsere Versorgung. Dass es umwelttechnisch für die Bienen in den letzten Jahren sehr schlecht war, dass viele gestorben sind aufgrund des extremen Pflanzenschutzmitteleinsatzes, ist mittlerweile ja gut bekannt. Daher haben wir es uns zum Ziel gemacht, wieder einen Lebensraum für Wildbienen zu schaffen und Blumenwiesen anzulegen.

Was ist eure und deine Vision für die nächsten Jahre?

Die ganz große Vision ist, dass wir die ganze Unternehmensgruppe auf CO2­ neutral umstellen, das wird aber noch einige Jahre dauern, da viele Vorar­beiten zu leisten sind. Außerdem wollen wir die regionale und nachhaltige land­wirtschaftliche Produktion noch weiter verstärken. Es ist aber auch gut, sich immer wieder bewusst zu machen, dass schon etwas Großartiges vorhanden ist, auf das wir stolz sein können.