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Lifestyle | 23.11.2022

Mit Gurken, Charme und Hosenträgern

Die Bar-Branche ist von traditionellen Stereotypen geprägt. Lange Zeit bekamen weibliche Bartender nicht die Anerkennung und Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. In den vergangenen Jahren ist in dieser Hinsicht, insbesondere in Wien, viel passiert und erfolgreiche Frauen hinter der Bar sind keine Seltenheit mehr. An der positiven Entwicklung auf gesellschaftlicher und beruflicher Ebene ist die Wienerin Katharina Schwaller, seit diesem Jahr Hendrick's Brand Ambassador für Österreich, maßgeblich beteiligt. Wir haben sie zum Talk getroffen und über ihren ungewöhnlichen Job und den Kampf gegen Stereotypen gesprochen.

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Kathi Schwaller ist vom Fach: Die Wiener Bartenderin arbeitet als Hendrick's Brand Ambassador für Österreich. © Stefano Trabison

AN "UNUSUAL JOB"

Ihr Lebenslauf liest sich, als hätte man jenen von drei verschiedenen Menschen ineinander kopiert und mit Anfang dreißig hat sie schon mehr erlebt als so manche in ihren Fünfzigern: Kathi Schwaller ist so facettenreich wie ihr Job, und genau deshalb ist die junge Wiener Bartenderin seit diesem Jahr Österreichs erster "Hendrick's Brand Ambassador". Auf Anfänge in einer HTL für Möbelgestaltung, als Tischlerin und technische Zeichnerin folgte ein Psychologiestudium, die Umschulung zur Kinderbetreuerin und das Lehramtstudium für Bewegung und Sport, bildnerische Erziehung und technische Werkerziehung. Nebenjobs führten die Wienerin in die Gastronomie und 2015 hinter die Bar des 25hours Hotel, wo sich schnell ein großes Talent bemerkbar machte. Nach mehreren Zwischenstopps übernahm sie kurzerhand die Barleitung des Lokals Heuer am Karlsplatz und fungierte später als Barmanagerin des Ritz Carlton Vienna. Heute ist sie Österreichs erster Brand Ambassador für Hendrick's Gin und vertritt die Marke mit Expertise, Bodenständigkeit und Charme nach außen. Eine Marke, die sich abseits des Mainstreams präsentiert sich selbst als "unusual" und ihre Produkte als „curiosities“ bezeichnet und dieser Charakteristik von der Rezeptur bis zum Marketing auf allen Ebenen treu bleibt. Und wer Kathi Schwaller persönlich kennenlernt, erahnt schnell – es gibt niemand besseren für diesen Job. Ob als Brand Ambassador, als Gast oder hinter der Bar - die charismatische Bartenderin ist überall gern gesehen, positioniert sich selbst abseits des Mainstreams und überzeugt sowohl handwerklich als auch mit einem beeindruckenden Wissen. Zudem gilt sie für junge Bar-Talente als Vorbild setzt seit den Anfängen ihrer Karriere ein Zeichen gegen Stereotypisierung in der Gastronomie.

Kathi, wenn du auf deine Anfänge in der Gastronomie vor fast 10 Jahren zurückblickst und mit heute vergleichst: was hat sich hinsichtlich der Position der Frau innerhalb der Branche verändert?

Ich bin jetzt zwar kein Urgestein, da gibt es Frauen die mehr als doppelt so lang in der Branche sind. Aber ich persönlich hatte das Glück, dass ich immer in recht genderneutralem Umfeld arbeiten durfte. Von mir zu verlangen, dass ich mich irgendwie herrichte für den Job, war sinnlos. Ich habe meistens Sportklamotten oder weite Kleidung und kurze Haare getragen. Also diese Dinge haben sich für mich zu einem gewissen Grad selbst ausdifferenziert. Aber grundsätzlich sind die Frauen in der Branche auf jeden Fall selbstbewusster geworden. Viele Frauen aus meiner Generation und jünger stellen es nicht mehr infrage, ob ein männlich dominierter Job etwas für sie ist oder nicht. Das erkenne ich nicht nur in der Barbranche, sondern auch in den technischen Berufen, wo der Frauenanteil ebenfalls eindeutig steigt. Da hat sich schon einiges getan würde ich sagen. Die Veränderungen fallen nur gesamtgesellschaftlich weniger stark auf, weil hier eine Generation am Zug ist, die Stereotypen nicht mehr so stark wahrnimmt wie vor 10 Jahren.

Was war und ist dein persönlicher Zugang zu Stereotypen in der Gastronomie?

Ein Klassiker, der mir gleich einfällt ist, dass einem auch in dem Job immer jemand Dinge zum Tragen abnehmen will. Das ist eigentlich ein unwichtiges Detail, aber es existiert nach wie vor dieses "Holt die starken Männer"-Mindset. Wer mich besser kennt weiß, dass ich sehr sportlich und belastbar bin. Und so etwas habe ich Zeit meiner Karriere immer als Beleidigung empfunden. Aber natürlich ist Höflichkeit gegenüber Frauen, das "Gentleman-Sein“, immer noch eine Etikette und gerade die Luxusgastronomie klammert sich da ganz fest an solche Geschlechternormen und Regeln wie etwa Frauen die Tür aufzumachen. Das wird mit guter Arbeit in Verbindung gebracht und Frauen erwarten sich das auch zu einem gewissen Grad, sich begehrt und bevorzugt behandelt zu fühlen. Frauen wird oder wurde ja auch schon sehr früh eingeredet, sie wären das schwächere Geschlecht. Mein persönlicher Zugang dazu ist, dass das weder gesund noch förderlich ist für das Selbstbewusstsein von Frauen, wenn man so erzogen wird. Oder wenn man ständig das Angebot bekommt, dass einem etwas abgenommen wird. Denn natürlich nimmt man diese Erleichterungen irgendwann an, im Beruf sowie im Alltag. Das beginnt bei Themen wie Sorgerecht, Kindern und Karenzzeiten bis hin zu körperlichen Arbeiten und bei vielen anderen Dingen, die in den Rollenbildern unserer Gesellschaft fix verankert sind. Die Verlockung ist enorm groß, diese Erleichterungen anzunehmen, wenn sie zu Verfügung stehen. Und so entstehen dann Stereotypen wie zum Beispiel, dass Männer Wertschätzung für's Starksein, Frauen für's Schönsein bekommen. Aus diesem Kreislauf auszubrechen ist gar nicht so einfach.

Nun bist du seit diesem Jahr Brand Ambassador für Hendrick's. Was ist dabei deine Aufgabe?

Meine Aufgabe ist es, die Marke dem Endkonsumenten und den Bars weiterzugeben und dabei auch Wissen aufzubauen hinsichtlich der Unterschiede zwischen den Qualitätsstufen oder der Geschichte hinter dem Produkt, und innovative Zugänge zu fördern. Dazu bin ich in ganz Österreich unterwegs und bin für Kooperationen mit Bars und Veranstaltungen verantwortlich. Das ist bei Hendrick‘s angenehm, da dem Unternehmen keine Idee zu verrückt, und kein Projekt zu kompliziert ist.

Wie beschreibst du Hendrick’s in deinen Worten?

Typische Charakteristika sind für mich Innovation, Freigeistigkeit, Andersdenken, natürlich auch Gurken (lacht), aber was das Produkt für mich aussagt ist, dass man auch Klasse haben kann, wenn man anders ist, und dass die Qualität stark sein kann, wenn man sich dem Mainstream nicht anpasst - und ungewöhnlich ist.

Was sind deine beruflichen Ziele für die Zukunft?

Beruflich ist natürlich mein kurzfristiges Ziel, dass man auch in der letzten Ecke von Österreich bei "Gin Tonic" an einen Hendrick's Tonic denkt und eine Gurke dazu bestellt. Ansonsten ist mein Wunsch natürlich weiterhin Spaß zu haben, viel unterwegs zu sein, neue Menschen kennenzulernen und viele Kooperationen einzugehen die neu sind, und die man noch nicht kennt. Den Winter möchte ich gut nutzen und mich vorbereiten, da im Frühjahr wieder die neue Hendrick's "Curiosity", also eine neue Limited Edition erscheint, darauf darf man schon gespannt sein. Außerdem ist mir die Förderung von jungen Barkeepern, aber auch von jenen die schon länger in der Branche sind und für die die vergangenen Jahre natürlich schwer waren, sehr wichtig.

 

 

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Ungewöhnlich, kurios und mit einer ganzen Menge Stil: diese Charakteristika tragen die Hendrick's Brand Ambassadors in die ganze Welt. © William Grant & Sons