People | 31.03.2022
Auf Weltreise mit 3 Kindern
Schicksalsschlag. Er verließ ein Leben lang seinen Heimatort nicht und ging viel zu früh für immer. Vier Tage lang lag er nach einem Herzinfarkt im Koma. Vier Tage, in denen zum Schmerz, den Vater zu verlieren, sich Gedanken gesellten, die Christina Steiners Leben nachhaltig beeinflussten. „Ich dachte mir: Ich will die Welt entdecken und echt glücklich sein. Es kann jeden Moment vorbei sein.“
Als Jugendliche wollte sie für ein Schulsemester ins Ausland, später als Aupair nach Frankreich. Nun legte die traurige Erfahrung den Blick auf die nicht erfüllten Träume frei. Doch diesmal sollte die junge Frau nicht einmal eine Pandemie auf halten. Gute vier Jahre später treffen wir Christina Steiner in ihrer Frida, dem Wohnmobil der Familie – und zwar via Zoom, weil sie mit den Kindern gerade an der Algarve, in Portugal, weilt. Die selbstbewusste 29jährige Coachin scheint nicht mehr viel mit dem Mädchen gemeinsam zu haben, das sie einmal war. „Ich fühlte mich nirgendwo wohl, sondern verkehrt in der Welt. Das ist heute ganz anders, ich bin überall richtig“, lacht sie.
Junge Mama. Als Kind litt sie unter der Trennung ihrer Eltern, als ihre Mutter mit den beiden Töchtern zum neuen Partner zieht, findet sie schwer Anschluss, zwei Mal wechselt sie die Schule. Sie entscheidet sich später für eine sozialpädagogische Ausbildung in St. Pölten. Mit 17 funkt die Natur dazwischen: Christina wird schwanger. Valerie kommt in den Sommerferien auf die Welt, ihre Powermama pausiert nicht und maturiert – trotz vieler Fehlstunden – mit Auszeichnung. Wenig später wird das junge Paar außerdem Eltern von Ferdinand, heute 8, und Anton, heute 6. Es ist sozusagen die große Liebe, aber nicht das große Verliebt sein. Als das Paar sein Traumhaus verwirklicht, kriselt es ordentlich, erzählt sie. Als sie einziehen wollen, ist die Romantik zwischen ihnen längst ausgezogen, sie wagen es dennoch. „Es fühlte sich trotz allem richtig an, also haben wir es als WG versucht“, beschreibt sie.
Als ihr Papa bald darauf am 24. Dezember stirbt, fasst sie einen Entschluss: Sie will mit den Kindern eine Weltreise unternehmen. Sie hatte in den Jahren davor eine Ausbildung zur TCM Ernährungsberaterin sowie Masseurin absolviert und machte sich selbstständig. Sie wollte lernen, wie sie damit unterwegs Geld verdienen konnte, also kontaktierte sie eine Online Coachin, die sie schließlich auf ganz andere Ideen brachte. „Ich wollte lernen, wie ich mein Business online aufziehe, davon war kaum die Rede, sondern vom richtigen Mindset und vom ,Manifestieren‘“, schildert sie. Die spirituelle Welt war der jungen Frau damals neu, aber sie fühlt sich schnell angekommen und taucht so intensiv ein, dass sie bald selbst Coachings und Workshops anbietet. Und zwar so erfolgreich, dass die Reisepläne auch in finanzieller Hinsicht näherrücken. Im Herbst 2020 sollte es auf Bali losgehen, Corona bremst sie aus. Christina Steiner startet dennoch – auf Etappen.
Online-Schule. Für Valerie fand sie mit „School Beyond Limitations“ eine Online Schule, die Burschen „besuchen“ diese seit 2021 ebenso. Die erste Tour führt sie im vollbepackten VW Bus nach Italien, mit von der Partie ist auch die jüngere Nanny Laura. Gut einen Monat lang bereisten die Frauen mit den Kids etwa Venedig, Rom und Sardinien. „Es war unglaublich, allein auf dem Markusplatz oder auf der Rialtobrücke zu stehen, wir waren die einzigen Touristen, die Leute haben sich so über uns gefreut.“
Als die Pandemie ein zweites Mal Bali nicht wahr werden lässt, bucht die Mutter kurzerhand einen Flug nach Madagaskar. „Drei Tage später sind wir auf einer Insel wie im Film gelandet: alles grün, rundherum das Meer und weißer Sandstrand.“ Das ist auch insofern bemerkenswert, weil sie dafür ihre Flugangst einmal mehr besiegt.
Ob sie denn nie Angst hat? – Christina schüttelt den Kopf. „Okay, vielleicht zuletzt, als ich mit dem Wohnmobil in Lissabon über einen fünfspurigen Kreisverkehr musste“, lacht sie. Dabei erlebte sie durchaus Beängstigendes. Beispielsweise auf Madagaskar, als sie und zwei Kinder das Denguefieber bekamen und sie zwei Wochen hoch fieberte. Als ihr Jüngster nach überstandener Krankheit erneut hohes Fieber bekommt, will sie in ein europäisches Spital. Es scheint unmöglich: Sie waren fast 1.000 Kilometer vom Flughafen entfernt, von dem nur einmal in der Woche ein Flug nach Europa startete, es fehlten entsprechende Papiere und Corona machte das Reisen zu dem Zeitpunkt eigentlich unmöglich. „Und wir haben es doch geschafft! Du denkst sicher schon, ich erfinde das alles?“, schmunzelt sie beim Interview.
Die schönen Fotos, die sie unterwegs auf Facebook teilt, beweisen das Gegenteil. Man sieht sie dort stets strahlen, dass es auch weniger rosige Tage gibt oder solche, an denen die Kinder mal heimwollen, will sie nicht verschweigen. „Zu Hause“ hätten sie in solchen Momenten Fernweh, glaubt sie. Die meiste Zeit über genießen sie das gemeinsame Abenteuer.
Der Welt etwas zurückgeben. Während die Kinder draußen spielen, coacht sie via Zoom Mütter, die mit ihren Kindern bewusster leben wollen, genauso wie Frauen, die ihr Online Business aufbauen oder perfektionieren möchten. „Es gibt Coaches, die meinen, man muss sich die Dinge nur vorstellen, damit sie passieren. Ich glaube, die Menschen dürfen schon etwas dafür tun, wenn sie eine Veränderung wollen.“
„Magic.Mama“, wie Christina Steiner in den sozialen Medien heißt, krempelte ihr Leben vollständig um. „Während ich irgendwann das Mamasein nur noch als meine Pflicht erlebt habe, liebe und genieße ich es heute wieder.“
Nach Monaten in Spanien und Portugal fährt sie demnächst zurück nach Österreich, um sich von Wohnmobil Frida zu verabschieden. Nächstes Ziel: die Karibik. Sie hat außerdem mit ihrer Nanny Großes vor: die Gründung einer Schule in Südamerika. Die Idee dazu hatte sie in Madagaskar, „weil ich dort gesehen habe, wie Kinder auf der Straße leben und nicht einmal zum Meer konnten, weil überall Hotels waren“. Eben dort entstand der Wunsch, der Welt, die sie so gerne mit ihren Kindern erkundet, etwas Gutes zurückgeben zu wollen.
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