People | 11.11.2022
It's all about Music(al)!
Samstag Vormittag und schon volle Power! Abla Alaoui und Nienke Latten haben beste Laune. Sie freuen sich bereits auf die Abendvorstellungen. Nienke zeigt sich beeindruckend wandelbar als „Ich" in „Rebecca" und Alba begeistert das Publikum als „Esmeralda" im „Glöckner". Zwei imponierende Musical-Highlights mit großen Melodien und reicher Ausstattung, die man nicht versäumen sollte.
look!: Sie sind in Deutschland aufge wachsen. Haben Sie noch eine Verbindung zu Marokko?
Abla Alaoui: Ich habe noch sehr viele Verwandte in Marokko und finde, es ist ein wirklich schönes Land. Meine Mutter schickt mir mehrmals im Jahr marokkanische Leckereien, die mich durch meine Kindheit begleitet haben. Dank ihr haben meine Schwester und ich nie die Verbindung zu Marokko verloren. Ich fühle mich jedoch mehr in Deutschland und Österreich zu Hause.
Ihr Vater ist Schriftsteller. War Ihnen ein künstlerischer Beruf in die Wiege gelegt?
Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Trotz aller Schwierigkeiten hat sie mich und meine Schwester all unsere Interessen ausgiebig erkunden lassen. Es gab Zeiten, da fuhr sie uns sechs Tage die Woche zu unseren Hobbys. Schreiben, Singen und Tanzen zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Es ist der Unterstützung und Ausdauer meiner Mutter zu verdanken, dass ich heute mit meinen Leidenschaften Geld verdiene.
Worauf dürfen wir uns beim „Glöckner“ freuen?
Auf eine einzigartige Erzählweise, phänomenale Musik und viele Emotionen. Meine Kolleginnen und Kollegen haben mir mehr als einmal Gänsehautmomente verschafft.
Gina Lollobrigida wurde mit ihrem Tanz der „Esmeralda“ im Film weltbe rühmt. Bürde oder Vorbild?
Gina war fantastisch in der Rolle der „Esmeralda“, sinnlich und stark. Aber ich empfinde sie deshalb nicht als Bürde. Zum einen habe ich nicht die Ambitionen, dass mich meine „Esmeralda“ weltberühmt macht, und zum anderen sollte man sich den Erfolg einer anderen Frau immer zum Vorbild nehmen und nicht als Bürde wahrnehmen. Wir sind beide Künstlerinnen und geben unser Bestes.
Sie stehen auf der Bühne, aber auch vor der Kamera. Was mögen Sie lieber?
Die Arbeit vor der Kamera ist ganz anders als die auf einer Bühne. Durch die Größe der Bühne und des Zuschauerraumes muss man seine Emotionen viel größer spielen, damit auch die Zuschauer*innen in der letzten Reihe durch die Handlung geführt werden. Würde man die Emotionen so vor einer Kamera spielen, würden die Zuschauer*innen vor Lachen umfallen.
Sind Sie ehrgeizig?
Ich denke schon. Ich möchte nie ehrgeizig auf Kosten anderer sein, aber ich erwarte recht viel von mir – manchmal zu viel! Meine perfektionistische Ader ist leider sehr ausgeprägt, und die geht oft Hand in Hand mit meinem Ehrgeiz.
Welche Pläne oder Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Ich wünsche mir weiterhin spannende Charaktere verkörpern zu dürfen. In den kommenden Jahren geht es vielleicht mit der Familienplanung los, und da wünsche ich mir sehr, dass es Müttern in unserem und jedem anderen Beruf leichter gemacht wird.
Sie machen Musical, betreiben einen Blog und im Jänner erscheint Ihr erster Roman. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Ich habe das Glück, dass mir all meine Standbeine viel Energie zurückgeben. Mehr als sie mir nehmen. Manchmal bewegt es sich jedoch an der Grenze und ich habe in den letzten Jahren lernen müssen, wie wichtig es ist, auf die Zeichen des Körpers zu hören und Pausenzu nehmen. Wie nötig es ist, auch mal Nein zu sagen. Dann wird der Hut größer und man bringt auch mal drei Musicalproduktionen, einen Dreh und einen Roman in einem Jahr unter.
Wissen Sie auch im realen Leben immer, was Sie wollen?
Ich weiß immer sehr genau, was ich will. Ob es da um ein neues Paar Winterschuhe geht oder berufliche Entscheidungen. Ich habe mich in der Vergangenheit zu oft gegen mein Bauchgefühl entschieden, mittlerweile habe ich daraus gelernt.
Wird Wien Ihr neuer Lebensmittelpunkt?
Ich bin beruflich bedingt sehr flexibel, was meinen Lebensmittelpunkt betrifft. Dort, wo ich arbeite, schaffe ich mir so gut wie möglich ein Zuhause. Ich liebe Wien aus ganzem Herzen. Mal sehen, welche Jobs ich in Zukunft haben werde und wohin es mich zieht.
Von der Prinzessin „Jasmin“ im Musical „Aladdin“ zur Ich-Erzählerin in „Rebecca“. Ein großer Sprung?
Nienke Latten: Als kleines Mädchen habe ich immer davon geträumt, eine Prinzessin zu spielen. Als dieser Traum direkt nach dem Studium wahr wurde, habe ich mir neue Ziele gesetzt und weitergeträumt. Mit der Rolle der „Ich“ im Musical „Rebecca“ ist ein weiterer Wunsch in Erfüllung gegangen. Ich liebe es sehr, fast 2,5 Stunden auf der Bühne zu stehen und diesen wunderbaren Charakter spielen und seine Entwicklung durchmachen zu dürfen. Zu Beginn bin ich ein junges Mädchen, am Ende des Stücks eine selbstbewusste Frau.
Das Musical wurde in Wien 2006 uraufgeführt und war international sehr erfolgreich. Belasten Sie die hohen Erwartungen?
Ich mag Erwartungen. Das gibt mir viel Motivation, das Beste aus mir herauszuholen. Ich gebe immer mein Bestes. Ich finde es besonders wichtig, die Zuschauer*innen in eine andere Welt zu entführen und die Realität für eine Weile vergessen zu lassen. Wer möchte das nicht?
Was ist Ihre Lieblingsszene bzw. Lieb lingssong in dem Stück „Rebecca“?
„Bist du glücklich? Bist du böse?“. In dieser Szene sind Lied und Szene so ineinander verflochten, dass man kaum merkt, wann wir reden und wann wir singen. Ich denke, das ist das ultimative musikalische Gefühl für eine*n Schauspieler*in – sich komplett in der Geschichte zu verlieren, ohne über die Noten nachzudenken, die man singen muss.
Wie verbringen Sie die letzten Stunden vor einer Aufführung?
Bei einer regulären Vorstellung bin ich zum Glück nicht mehr nervös. Ich liebe es und zähle die Minuten, bis die Show anfängt. Zudem achte ich darauf, viel Wasser zu trinken. Außerdem habe ich ein entspannendes Make-up-Ritual.
Welche Musik hören Sie unterwegs oder auf dem Weg zur Arbeit?
Was für eine interessante Frage, denn das ist ein wichtiges Ritual für mich! Ich fahre fast immer mit dem Fahrrad ins Theater und da höre ich mir gerne Motivationsreden an. Ich mag es, mein Gehirn mit positiven, schönen Reden aus der Vergangenheit oder Gegenwart zu füttern – das hilft sehr beim Mindset.
Gibt es eine Rolle, die Sie unbedingt einmal spielen möchten?
„Christine“ in „Phantom der Oper“ oder „Anna/Elsa“ in „Frozen“. Ich freue mich sehr auf die Zukunft, genieße aber auch das Hier und Jetzt.
Was bedeutet Ihnen Mode?
Ich mache mich gerne chic für Premieren oder Fotoshootings. Ich fühle mich aber auch in Trainingskleidung superwohl. Mein Stil ist sehr unterschiedlich. Ich shoppe allerdings nicht gerne in Geschäften, daher bestelle ich meine Kleidung oft online. Außer Ballkleider, die probiere ich lieber direkt im Shop an. In meinem Beruf benötigte ich oftmals schöne Abendgarderobe, daher habe ich eine ganze Sammlung.
Sie schreiben auch eigene Songs. Können Sie sich vorstellen, auch einmal ein Musical zu schreiben?
Im Corona-Lockdown habe ich angefangen, eigene Popsongs zu schreiben, die man sich auch auf YouTube & Spotify anhören kann. Das ist wirklich ein kreatives Ventil für mich geworden. Für das Musical-Genre habe ich allerdings noch nie Musik geschrieben, aber wer weiß?
Welche Pläne oder Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Ich hoffe, noch lange schöne Rollen zu spielen, auch in Wien oder in Deutschland. Ich werde nächsten Sommer heiraten, darauf freue ich mich auch sehr. Und sonst lasse ich mich überraschen.
Wie entspannen Sie?
Ich finde eine gute Serie oder einen guten Film immer entspannend. Momentan bin ich total verliebt in „House of the Dragon“, aber auch im Fitnessstudio kann ich meinen Kopf komplett leer bekommen. Meine Familie, Freunde und meinen Verlobten anzurufen, entspannt mich auch immer.
Sind Sie eine Frühaufsteherin oder ein Morgenmuffel?
Gute Frage, denn während der Probezeit bin ich um 6 Uhr aufgestanden und um 22 Uhr zu Bett gegangen. Aber jetzt, wo wir fast jeden Abend eine Show spielen, bin ich zu einem Nachtmenschen geworden. Die innere Uhr ändert sich automatisch, wenn der Abend der Höhepunkt des täglichen Energielevels ist.
Sie sind in einem kleinen Dorf in den Niederlanden aufgewachsen. Wie gefällt Ihnen Wien?
Ich bin in Sassenheim aufgewachsen, aber ich mag die Stadt. Ich habe schon einmal in Amsterdam gelebt und mich in das Stadtleben verliebt. Wien hat klassische Einflüsse und das junge, pulsierende Leben – die perfekte Kombination, um Urlaub zu machen und ins Musical zu kommen.