People | 22.08.2022
Lebenslinien, die begeistern
Die Maserung von Holz trägt viele Facetten in sich – wenn man nur genau hinsieht. Die Lebensmusterung des Baumkörpers erzählt Geschichten einer langjährigen Existenz und besticht das Auge mit geordneter Asymmetrie und kunstvollen Linien, die nur die Natur hervorbringen kann. Diese Muster der Holzmaserung waren für den Wiener Künstler Camillo Stepanek lebens- und karriereverändernd. Die bereits in Jugendjahren bestandene künstlerische Gabe und Begeisterung riss auch während seines Wirtschaftsstudiums nicht ab und die Hinwendung zur Kunst wurde mit der Zeit intensiver. Einige Jahre lang stellte sich, wie bei vielen Kunstschaffenden, die Frage nach dem persönlichen Stil – wohin mit der Begabung? Doch dem geduldigen Künstler war klar, der eigene Stil würde früher oder später zu ihm kommen. Und genau so kam es. Als er eines Tages an einer Holzdecke emporblickte, entdeckte er seine Faszination für die oben beschriebene, natürliche Beschaffung des Holzes. Eines führte zum anderen und Stepaneks ganz persönlicher Zugang zur Kunst war geboren, und damit gleichzeitig ein neuer Kunststil: „Pop Art Nouveau“ - eine Verschmelzung der fundamentale Ideen des Jugendstils (Art Nouveau) mit den zeitlos-populären Elementen der Pop Art. Stepanek legt auf die Maserung des Holzes goldene Schlagmetall-Blätter und verleiht so in seinen Werken der Lebenslinie des Baumes eine besondere Ausstrahlungskraft. "Mit dem Hervorheben dieser Lebenslinien spanne ich die Brücke zu uns Menschen und stellt die Frage, wie wir unsere Lebenslinien zeichnen und wodurch diese beeinflusst werden," so der Künstler.
VOM BIG APPLE NACH WIEN
Seine Werke, die bereits in New York City zu bewundern waren, begeistern ein heterogenes Publikum aus Kunstliebhabern. So stylisch, elegant und luxuriös die Bilder durch den Einsatz kräftiger Farben, leuchtendem Gold und konstanten Musterungen in einer optisch umschmeichelnden und doch massiven Rahmung auch wirken mögen; umso wichtiger war es Stepanek von Beginn an, seine Kunst den Menschen hürdenfrei vorstellen zu können. So kam es beispielsweise, dass der engagierte Künstler mit einem seiner Bilder aus der Galerie direkt zu den Meschen auf die Straßen des Big Apple spazierte. Und dieser Zugang bleibt nun auch in seinem neu eröffneten Atelier erhalten, das gleichzeitig eine Galerie für alle Interessierte darstellt.
INSPIRIERENDE BEGEGNUNGEN & EIN KUNSTRAUM ÜBER DEN DÄCHERN WIENS
Nach vielen Jahren harter Arbeit, kurvenreicher Lebenswege und dem ein oder anderen Zweifel, welche in der Regel unweigerlich Teil eines jeden künstlerischen Werdegangs sind, scheint Camillo Stepanek nun künstlerisch wie menschlich angekommen zu sein. Und das ist sichtbar, spürbar und erlebbar, als wir ihn im Zuge seiner Ateliereröffnung in Wien kennenlernen. Von der Egozentrik, die einigen Kunstschaffenden nicht fremd ist, fehlt hier jede Spur. Vielmehr lernen wir ihn nicht nur als Künstler, sondern auch als Gastgeber, Freund und Partner kennen und freuen uns von Herzen mit ihm, als er sich bei jedem Gast und Wegbegleiter bedankt. Ein spezieller Gast macht den sonnigen Nachmittag im lichtdurchfluteten Dachgeschoss-Atelier dabei besonders beeindruckend - Bühnenlegende Ulrike Beimpold. Sie ist seit einer Weile eine enge Wegbegleiterin des Künstlers; die beiden ergänzen sich, wie wir sehen und hören dürfen, geistig ganz wundervoll.
„Auf magische Weise erfühle ich die Bildsprache von Camillo Stepanek seit dem ersten Blick „in“ sein Werk. Seine Bilderwelten entschlüsseln sich mir in einer poetischen Form und seine phosphoreszierenden Linien ziehen mich erzählend in eine Geschichte, die sich wie Lebenslinien von Menschen anhören, die sich mir anvertrauen. Dass sich unsere beiden Kunstformen umarmen, ist ein Musenkuss!“ so Ulrike Beimpold.
Die Schauspielerin ist nicht nur hervorragend darin, Texte von Hoffmannsthal und Co. zu rezitieren, sondern findet auch ihre ganz persönlichen, kunstvollen Worte. Zu einem von Stepaneks bekanntesten Werken, dem eindrucksvollen Bild „Skull“, welches ein goldener Totenkopf ziert, hat Beimpold die passende Poesie verfasst. Ein seitenlanges Gedicht zu Körper und Seele, Kopf und Verstand, zum Leben und unserem Innersten, welches die visuelle Kunst in eine andere Sphäre hebt. Ein künstlerisches Gesamtwerk, von dem wir gerne mehr sehen – und hören wollen.
Wer spätestens jetzt Interesse an den Werken der „Pop Art Nouveau“ gefunden hat, sei herzlichst angehalten, die Bilder direkt in den Räumlichkeiten des Künstlers im 17. Bezirk zu bewundern. Termine können direkt via camillo@popartnouveau.com vereinbart werden.
Alle Infos gibt’s hier: popartnouveau.com