People | 02.03.2021
Moment Aufnahme
look! Im Interview mit Wynn Florante
© beigestellt
Bestens belichtet
Fotografin Wynn Florante über ihr Zeitdokument-Projekt #bleibtszhaus: „Meine Bilder sollen die BetrachterInnen inspirieren, bessere Menschen zu werden.“
Aufträge während des ersten Lockdowns 2020 waren rar. Die freie Zeit nützte Fotografin Wynn Florante, 30, für ein Projekt: Sie fotografierte WienerInnen von der Straße aus an ihren Fenstern. Zu sehen sind die Bilder der gebürtigen Philippinin aktuell auf einem riesigen Plakat in der Alserbachstraße 15 sowie auf ihrer Homepage (wynnflorante.com), eine Ausstellung ist geplant.
Ihr Weg zur Fotografie war ungewöhnlich: Sie arbeitete in der Gastronomie, zuletzt als Restaurantleiterin in der Innenstadt, wollte aber auch bloggen und schreiben. 2017 kaufte sie sich eine Kamera und machte ihre Leidenschaft, das Fotografieren, zum Beruf. Das Portfolio der Autodidaktin ist breit – ob Food, Portraits, Immobilien oder Events: „Ich liebe die Abwechslung!“
STARK. In der Alserbachstraße 15 sind Wynn Florantes Fensterportraits auf einem riesigen Plakat zu sehen. Eine Ausstellung soll folgen.
look: Wie kam‘s zum Projekt #bleibtszhaus, für das Sie während des ersten Lockdowns 2020 WienerInnen am Fenster fotografiert haben?
Wynn Florante: Ich wollte ein Zeitdokument schaffen, aber keine leeren Straßen fotografieren. Ich hatte die Idee mit den Fensterfotos und habe eine Facebook-Aufruf gemacht, der sehr gut angenommen wurde.
Wie war die Stimmung der Menschen?
Sie waren damals optimistisch. Viele fragten im zweiten und dritten Lockdown, ob ich sie nochmal fotografieren will. Doch für mich war das Projekt abgeschlossen, ich wollte eine Momentaufnahme schaffen. Außerdem war die Stimmung im ersten Lockdown ganz anders, in den folgenden waren viel mehr Menschen auf der Straße.
Was ist das Ziel Ihrer Arbeit als Fotografin?
Ich möchte mit meinen Bildern die Menschen inspirieren, gut zu sein, die beste Version von sich hervorzuholen, freundlich zu sein, respektvoll, taktvoll, interessiert und empathisch.
Woher kommt diese Idee?
Das Buch „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky war ein Schlüsselerlebnis für mich. Jahrelang habe ich mich gefragt, was der Sinn meines Daseins ist und wie ich ein erfülltes Leben führen kann. Das Buch hat mir die Antwort gegeben: Werde ein besserer Mensch.
Wie kommen Sie finanziell durch den Lockdown?
Ganz gut, denn ich bin nicht nur auf Einkünfte als Fotografin angewiesen. Ich betreue auch Lokale bei ihren Social-Media-Auftritten. Und da habe ich einige treue Stammkunden.
Wie erleben Sie die Coronakrise persönlich?
Ich habe in den vergangenen Jahren rund um die Uhr gearbeitet. Ich kann mich etwa nicht erinnern, dass ich mir jemals Fernsehserien angeschaut habe. Jetzt habe ich endlich viel Zeit für meinen zehnjährigen Sohn. Mein Leben ist durch die Pandemie also besser geworden ...
Sie kamen im Alter von 14 Jahren mit Ihrer Mutter, die bei der UNO arbeitet, von den Philippinen nach Wien. Was mögen Sie an der Stadt?
Alles! Wien hat eine sehr hohen Lebensstandard, hier gibt es für mich so viele Möglichkeiten und Chancen, die ich auf den Philippinen nicht gehabt hätte. Ich komme auch mit der Mentalität der Menschen sehr gut zurecht, Hier kann man eben nicht einfach bei den Nachbarn anklopfen und fragen, wie‘s ihnen geht. Die Menschen in Österreich leben zurückgezogener. Aber das muss man respektieren. Ich gehe dennoch offen auf sie zu, und sie mögen das.
Nur eines ist gewöhnungsbedürftig: das kalte Wetter ...