Loading…
Du befindest dich hier: Home | People

People | 02.03.2021

Moment Aufnahme

Fotografin Wynn Florante lichtete im ersten Corona-Lockdown WienerInnen in ihren Wohnungsfenstern ab. Das Ergebnis: Momentaufnahmen einer im Wandel befindlichen Welt, die schon jetzt Zeitdokumente sind. #bleibtszaus

Bild bleibtszhaus_project_by_wynnflorante-6.jpg
Branka & Family

Die Design- und Web-Entwicklungsexpertin über den gravierenden Einschnitt durch den Lockdown: „Unser Leben hat sich in vielen Bereichen auf das Wesentliche reduziert und dadurch vor allem positiv verändert. Da viele Verpflichtungen und Aufgaben wegfallen, haben wir viel Quality Time mit den Kindern und können für unsere Zukunft in Ruhe neue Pläne schmieden. ... Ganz ehrlich, hierzulande wirkt vieles, worüber sich die Menschen beschweren, wie klassische First World Problems. Das stimmt uns etwas nachdenklich. Wir befinden uns in einer einmaligen Situation: DIE WELT STEHT STILL! Einfach innehalten, auch genießen wo es möglich ist.“

© Wynn Florante

Bild bleibtszhaus_project_by_wynnflorante-7.jpg

Peter & Sofia

Wichtig, so das Paar, ist die positive Einstellung auch während einer Krisensituation. Die Tipps der beiden: „Schau, dass du immer mit irgendetwas beschäftigt bist! Hört euch nicht andauernd die Nachrichten an. Ertüchtige dich körperlich und meditiere. Versuch etwas völlig Neues zu erlernen!“

© Wynn Florante

Bild bleibtszhausprojekt_webformat_wynnflorante-13.jpg

Nina

Die Journalistin arbeitete während des ersten Lockdowns im Homeoffice. Die Krise sieht sie auch als Chance: „Jeder kann schwierige Momente im Leben nützen, um zu wachsen. Ich denke, viele Menschen lernen gerade, was Entschleunigung, Bewusstsein und Nachhaltigkeit bedeuten.“

© Wynn Florante

Bild bleibtszhausprojekt_webformat_wynnflorante-16.jpg

Koraljaka

Die Yoga-Lehrerin nutzte den Lockdown zu ihrem Vorteil: „Eine gute Gelegenheit, mit mir selbst zusammen zu sein und all die Dinge zu tun, für die ich vorher keine Zeit hatte. Ich praktiziere Yoga, mache Atemarbeit, Tanz- und Klangmeditationen, lese, backe, koche und genieße die Sonne mehr denn je.“

© Wynn Florante

Bild bleibtszhausprojekt_webformat_wynnflorante-12.jpg
Mehmet

Seinen Humor verlor der Wiener nicht – und er reflektierte im Lockdown übers Leben: „Gedanken über die Arbeit, das Vergnügen, nachhaltiges Leben, nachhaltigen Sex, Urban Farming, unsere Heimat, die Kindheit ... “ Die Sehnsucht nach dem Lockdown: „In einem Club ohne Social Distancing abtanzen, grantigen WienerInnen free hugs geben, an der Alten Donau mit Freunden ein riesiges Picknick organisieren, am Naschmarkt spazieren gehen und Freunde und Bekannte begrüßen und in jedem Lokal etwas trinken.“

 

© Wynn Florante

Bild bleibtszhausprojekt_webformat_wynnflorante-23.jpg

Sissi & Wolfgang

„Wir kommen jetzt mehr zur Ruhe. Es ist eine Zeit, in der man sich selbst etwas besser kennenlernen kann. Man kann Dinge tun, für die sonst kaum Zeit ist – wie kochen, tägliches Stretching oder Kalligrafie lernen.“ Worauf sie sich nach dem Lockdown freuen? „Die Familie umarmen und reisen!“

© Wynn Florante

Bild bleibtszhausprojekt_webformat_wynnflorante-19.jpg

Maria

Für die Pensionistin gestaltete sich der Lockdown nicht einfach: „Die tägliche Routine fällt weg, wie Arztbesuche oder tägliche Einkäufe. In der Pension hat man sowieso schon weniger zu tun und wenn einem die alltäglichen Dinge auch noch genommen werden, kann das schon sehr frustrierend sein.“ Trotzdem ist sie überzeugt: „Positiv denken hilft.“

© Wynn Florante

Bild bleibtszhaus_project_by_wynnflorante-14.jpg

Aldo

Als Künstler war der in Wien lebende Italiener bereits vom ersten Lockdown extrem betroffen: „Die Wander-Kulturszene wird die Konsequenzen noch sehr lange spüren.“ Dennoch lautet sein Motto in der Krise: „Take this chance to rethink your priorities and adjust your goals.“ Für die „Zeit danach“ wünscht er sich u. a. „Überrasche Freunde zu Hause, reduziere die Zeit auf Netflix, spiele Brettspiele mit Freunden.“

© Wynn Florante

Bild bleibtszhausprojekt_webformat_wynnflorante-5.jpg

Erl & Efe

Die Inhaber der „Needle Vinyl Bar“ : „Die Krise hat uns alle betroffen, die Sperrung war eine schlechte Erfahrung, weil sie an den Krieg im Kosovo im Jahr 1999 erinnerte. Dennoch gab es auch Gutes: Durch die Pandemie haben wir erkannt, dass wir gleich sind. Ob reich oder arm, weiß oder schwarz, Frau oder Mann – Corona betrifft jeden.“

© Wynn Florante


look! Im Interview mit Wynn Florante

© beigestellt 

Bestens belichtet

Fotografin Wynn Florante über ihr Zeitdokument-Projekt #bleibtszhaus: „Meine Bilder sollen die BetrachterInnen inspirieren, bessere Menschen zu werden.“

Aufträge während des ersten Lockdowns 2020 waren rar. Die freie Zeit nützte Fotografin Wynn Florante, 30, für ein Projekt: Sie fotografierte WienerInnen von der Straße aus an ihren Fenstern. Zu sehen sind die Bilder der gebürtigen Philippinin aktuell auf einem riesigen Plakat in der Alserbachstraße 15 sowie auf ihrer Homepage (wynnflorante.com), eine Ausstellung ist geplant.

Ihr Weg zur Fotografie war ungewöhnlich: Sie arbeitete in der Gastronomie, zuletzt als Restaurantleiterin in der Innenstadt, wollte aber auch bloggen und schreiben. 2017 kaufte sie sich eine Kamera und machte ihre Leidenschaft, das Fotografieren, zum Beruf. Das Portfolio der Autodidaktin ist breit – ob Food, Portraits, Immobilien oder Events: „Ich liebe die Abwechslung!“

STARK. In der Alserbachstraße 15 sind Wynn Florantes Fensterportraits auf einem riesigen Plakat zu sehen. Eine Ausstellung soll folgen.

look: Wie kam‘s zum Projekt #bleibtszhaus, für das Sie während des ersten Lockdowns 2020 WienerInnen am Fenster fotografiert haben?

Wynn Florante: Ich wollte ein Zeitdokument schaffen, aber keine leeren Straßen fotografieren. Ich hatte die Idee mit den Fensterfotos und habe eine Facebook-Aufruf gemacht, der sehr gut angenommen wurde.

Wie war die Stimmung der Menschen?

Sie waren damals optimistisch. Viele fragten im zweiten und dritten Lockdown, ob ich sie nochmal fotografieren will. Doch für mich war das Projekt abgeschlossen, ich wollte eine Momentaufnahme schaffen. Außerdem war die Stimmung im ersten Lockdown ganz anders, in den folgenden waren viel mehr Menschen auf der Straße.

Was ist das Ziel Ihrer Arbeit als Fotografin?

Ich möchte mit meinen Bildern die Menschen inspirieren, gut zu sein, die beste Version von sich hervorzuholen, freundlich zu sein, respektvoll, taktvoll, interessiert und empathisch.

Woher kommt diese Idee?

Das Buch „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky war ein Schlüsselerlebnis für mich. Jahrelang habe ich mich gefragt, was der Sinn meines Daseins ist und wie ich ein erfülltes Leben führen kann. Das Buch hat mir die Antwort gegeben: Werde ein besserer Mensch.

Wie kommen Sie finanziell durch den Lockdown?

Ganz gut, denn ich bin nicht nur auf Einkünfte als Fotografin angewiesen. Ich betreue auch Lokale bei ihren Social-Media-Auftritten. Und da habe ich einige treue Stammkunden.

Wie erleben Sie die Coronakrise persönlich?

Ich habe in den vergangenen Jahren rund um die Uhr gearbeitet. Ich kann mich etwa nicht erinnern, dass ich mir jemals Fernsehserien angeschaut habe. Jetzt habe ich endlich viel Zeit für meinen zehnjährigen Sohn. Mein Leben ist durch die Pandemie also besser geworden ...

Sie kamen im Alter von 14 Jahren mit Ihrer Mutter, die bei der UNO arbeitet, von den Philippinen nach Wien. Was mögen Sie an der Stadt?

Alles! Wien hat eine sehr hohen Lebensstandard, hier gibt es für mich so viele Möglichkeiten und Chancen, die ich auf den Philippinen nicht gehabt hätte. Ich komme auch mit der Mentalität der Menschen sehr gut zurecht, Hier kann man eben nicht einfach bei den Nachbarn anklopfen und fragen, wie‘s ihnen geht. Die Menschen in Österreich leben zurückgezogener. Aber das muss man respektieren. Ich gehe dennoch offen auf sie zu, und sie mögen das.

Nur eines ist gewöhnungsbedürftig: das kalte Wetter ...