People | 21.04.2021
TAMARA GLÜCK im Glück

Wir stehen pünktlich wie ausgemacht vor dem Einfamilienhaus in Liesing. Tamara Glück erwartet uns bereits. Selbstbewusst, aber gleichzeitig auch
noch ein wenig kindlich, bittet sie uns höflich, hereinzukommen. Ihre Eltern sind auch da, aber sie kommen nur zur Begrüßung. „Tamara ist sehr selbststän-
dig“, sagen sie. „Die Verhandlungen mit dem Verlag hat sie ganz alleine gemacht. Wir mussten nur unsere Unterschrift unter den Vertrag setzen.“
Im Wintergarten mit genügend Abstand findet das Interview statt. Eigentlich wäre Tamara Glück auf der Fridays-for-Future-Demo, aber heute hatte sie „ohnehin in der Schule so viel zu tun“. „Nie im Leben“ hätte sie daran gedacht, dass ihr Buch dermaßen einschlagen würde. „Beim Verlag waren sie selber von der Qualität überrascht, sie hatten irgendein Tussi-Geschreibsel erwartet“, erzählt sie verlegen, aber auch ein wenig stolz. Seit vier Jahren schreibt sie Kurzgeschichten. Im Vordergrund ihres Romans steht eine Liebesgeschichte, sie spielt in der Zukunft mit einer gehörigen Portion Fantasy: „Ich neige dazu, unrealistische Dinge zu erfinden. Ich mag es, keine Grenzen zu haben, etwas auszuprobieren und mit Dingen zu spielen, die in der Realität nicht funktionieren.“
Streberin? Ich nehm’s als Kompliment.
Die Einserschülerin besucht eine katholische Privatschule mit Umweltschwerpunkt und ist behütet aufgewachsen. Die Klimakrise und die daraus resultierende Zweiklassengesellschaft beschäftigen sie sehr: „Wir sind doch alle verantwortlich füreinander. Wir haben jetzt noch die Chance, dass jeder individuell seinen Beitrag leisten kann, auch wenn er noch so klein ist. Irgendwann wird der Moment kommen, wo wir feststellen, es geht nicht mehr weiter. Dann werden harte Maßnahmen kommen, weil sie kommen müssen.“ Sie selbst fährt seit 11 Jahren mit dem Bus in die Schule oder geht zu Fuß, achtet darauf, was sie kauft, bevorzugt regionale, saisonale Bio-Produkte. Sie hat sich auch eine Suchmaschine zugelegt – Ecosia –, die das Geld von Werbeeinnahmen für die Pflanzung von Bäumen verwendet. „Das sind die kleinen Dinge, das mache ich einmal und es kostet mich keine Aufmerksamkeit mehr.“ Soziale Medien nutzt sie selten bis nie, zum einen aus Gründen des Datenschutzes. „Ich mag das Gefühl nicht, dass jemand anderer mich ausspioniert. Andererseits bin ich in meiner Welt sehr zufrieden und brauche keine virtuellen Freunde. Im realen Leben ist es echter.“ Gefragt nach ihrem Lebensmotto, „klaut“ die bekennende Perfektionistin aus einer ihrer Lieblingsserien „The Mentalist“: „Tomorrow is the first day of the rest of your life.“ So wie sie Bücher mindestens dreimal liest, schaut sie auch Netflix-Serien mehrfach, „Arrow“ etwa. „The Crown“ ist ihr zu spannend und „Bridgerton“ möchte sie unbedingt vorher lesen. Greta Thunberg findet sie faszinierend, merkt aber gleichzeitig an, dass sie wüsste, was Thunberg ihr bei einem Treffen erzählen würde. „Da hätte ich keinen Benefit. Dann schon lieber Rick Riordan, dem Autor von ‚Percy Jackson‘, ein paar Fragen stellen.“ Und ihren 2017 verstorbenen Opa würde sie gerne wieder treffen: „Ich habe definitiv mein Redetalent von ihm geerbt“, lacht sie, „und er hatte eine extrem positive Lebenseinstellung.“ Die bemerkens- werte junge Frau arbeitet bereits an ihrem zweiten Buch.
